Der legendäre DRAKE TR7



TR7 Frontansicht



Soweit mir bekannt ist, wurde der TR7 ab 1977 gebaut, insgesamt etwas über 10000 Stück.
Er gehörte damals zu den Amateurfunkgeräten der Oberklasse und spielt trotz seines Alters immer noch in dieser Liga.
Damals lag der Anschaffungspreis bei etwa zwei Monatsgehältern eines Facharbeiters. Die amerikanische Firma DRAKE hat, verglichen an der Größe des Landes, recht wenige Exemplare in den USA verkauft. Viele Geräte wurden nach Europa exportiert, meist nach Deutschland. Der Dollarkurs war natürlich damals recht interessant.

Die Bedienung ist recht einfach, nichts mit Menüs und Mehrfachfunktionen!
Links ist der Bandwahlschalter, unter der Anzeige der Abstimmknopf. Mit dem Schalter MODE wird die Betriebsart gewählt. Das war es eigentlich schon, was man an Bedienelementen auf Kurzwelle SSB oder CW benötigt, außer EIN/AUS, Lautstärke und Sendeleistung.




Der TR7 hat natürlich noch ein paar mehr Funktionen, wie man an den Knöpfen sieht.

UP DOWN STORE
Der Abstimmknopf überdeckt einen Frequenzbereich von 500 kHz. Mit UP und DOWN kann man in Schritten zu 500 kHz weiterschalten, der TR7 empfängt durchgängig. Die Taste STORE ist ganz interessant, wenn man sich z.B. im Contest kurzfristig eine Freqenz merken will. Die Siebensegmentanzeige wird eingefroren, man kann weiterhin die tatsächlich abgestimmte Frequenz an der analogen Skala ablesen.

REF/FWD
Beim Senden wird immer die Leistung angezeigt. Drückt man den Knopf, sieht man die reflektierte Leistung. Die Funktion ist ganz angenehm, man muß nicht extra ein SWR-Meter einschleifen.

PTT/VOX
Der TR7 verfügt über eine eingebaute VOX. Die Funktion ist ganz nett, wenn man sich das Drücken der PTT-Taste sparen will. Im Contest hat man dann beide Hände frei zum Loggen. Ab einer gewissen Mindestlautstärke schaltet er automatisch auf Senden und geht auf Empfang zurück, wenn diese wieder unterschritten wird. Die genauere Einstellung geht mit den vier kleinen Knöpfen oben rechts. Die VOX hat aber auch eine Tücke, wenn man sie in manchem Falle vergißt, auszuschalten. Ein befreundeter OM vergaß diese auszuschalten, als er sich mit seiner Freundin im Bett vergnügte. Sie war nicht gerade leise, dementsprechend oft und lang sendete das Funkgerät...

F/S
Damit wird die Verstärkungsregelung im ZF-Verstärker umgeschaltet, ob sie schnell oder langsam arbeiten soll.

FIXED/VFO
Man kann an den TR7 einen weiteren VFO anschließen. Damit kann man schalten, wann welcher VFO benutzt wird. Die Funktion ist ganz interessant, wenn man Splitbetrieb machen möchte, also Senden und Empfangen auf verschiedenen Frequenzen. Die jeweilige Frequenz wird im Display angezeigt.

PBT
Das steht für pass band tuning. Es werden zwei Filter in der ZF gegeneinander verschoben. So kann man den tatsächlichen Durchlaßbereich etwas verändern und gegebenenfalls störende Nachbarstationen bei CW ausblenden.

CAL
Damit wird zur Überprüfung des Empfängers alle 25 kHz eine Marke gesetzt, das S-Meter zeigt etwa S9 an. Schneller Test zur Überprüfung der Empfindlichkeit und Frequenzgenauigkeit.

NB
Das ist der Noise Blanker, der aber nicht serienmäßig vorhanden ist. Er mußte damals zusätzlich bestellt werden. Dieser kappt kurzfristige Spitzen, die z.B. bei einer nicht entsörten Zündung eines Ottomotors auftreten.

BW
Damit kann man bis zu vier verschiedene ZF-Filter schalten. Diese konnte man als Zubehör kaufen, z.B. schmalbandiges CW-Filter. Üblicherweise ist nur die erste Filterbank mit einem SSB-Filter 2,3 kHz bestückt. Man kann dem TR7 vorgaukeln, eine weitere Filterbank sei bestückt. Statt des Filters lötet man einen Kondensator mit etwa 1 nF ein. Dann erhält man maximale Filterbreite von etwa 7 kHz mit nicht ganz so steilen Flanken. Das ist ganz angenehm, wenn man Rundfunksender AM ohne Höhenverlust hören möchte und die Selektion nicht so wichtig ist.

RIT
Bei anderen Funkgeräten wird die Funktion auch Clarifier genannt. Manchmal liegen SSB-Stationen etwas neben der Freqenz. So kann man empfangsmäßig die Tonhöhe einstellen, ohne daß die Sendefrequenz beeinflußt wird.


AUX PROGRAM
Dieser Schalter steht üblicherweise auf NORM. In den anderen Stellungen kann man eine Zusatzkarte ansteuern, die nicht zum normalen Lieferumpfang gehörte. Der TR7 wurde nicht nur als Amateurfunkgerät verkauft, sondern auch als Betriebsfunkgerät. So ist es z.B. möglich, eine feste Frequenz für Seefunk einzustellen und den Abstimmknopf  außer Betrieb zu setzen. Auch kann festgelegt werden, ob gesendet werden darf.
Der TR7 sendet werksmäßig nur auf den "alten" Bändern. Die Bänder wie 12, 17 und 30 m waren damals noch nicht freigegeben. Ich habe mal eine Karte gebaut, wo diese Bänder auch sendemäßig freigegeben wurden. Außerdem kann man auch über diesen Weg den Bereich 0 bis 1,5 MHz RX freischalten, extra Antennenbuchse.

MODE
Mit dem TR7 sind die Betriebsarten AM, RTTY, CW, LSB und USB möglich, FM nicht.

MIC GAIN/CARRIER
Mit MIC GAIN wird die Verstärkung für das Mikrophon eingestellt, wie allgemein bei SSB-Geräten üblich. Leuchtet die grüne LED, wird die sendeseitige Begrenzung aktiv. Man sollte MIC GAIN so einstellen, daß die LED lediglich leicht in den Sprachspitzen aufleuchtet, dann ist die Modulation sauber. Bei falscher Einstellung und extremen Sprachspitzen kommen bis zu 250 Watt aus der Endstufe.
Mit CARRIER wird die Sendeleistung CW und AM eingestellt. Der Knopf hat keinen Einfluß auf die maximale Sendeleistung bei SSB.

RCVR GAIN
Der innere Knopf ist das Lautstärkepoti und der Schalter EIN/AUS.
Der äußere Knopf beeinflußt die Verstärkungsregelung in der ZF. Die Wirkung ist praktisch die gleiche, wie bei FM-Geräten der Squelch. So kann man zu leise Stationen ausblenden. Die Nadel des S-Meters schlägt entsprechend aus. Man sieht so, ab wann was zu hören ist. So kann man gezielt Bandöffnungen beobachten. Einfach die Frequenz auf eine Bake oder einen AM-Sender einstellen und mit dem Knopf den gewünschten S-Wert, die Schwelle, einstellen. Wie beim Squelch hört man erst was, wenn der eingestellte S-Wert überschritten wird.






DRAKE TR7 Rückansicht

Der TR7 im Bild ist nicht mehr original.
Ich habe ihn umgebaut und auf zusätzlich 2 m TX und RX erweitert. Momentan geht 2 m TX und RX über die BNC-Buchse links oben, erster grüner Pfeil. Die BNC-Buchse wurde von mir eingebaut. Häufig ist anstelle des Blechs ein Ventilator 110 Volt montiert. Rechts oben, zweiter grüner Pfeil, ist ein Umschalter für KW oder 2 m, den ich nachgerüstet habe.
Im blauen Rechteck sieht man den Anschluß der Betriebsspannung. Die Betriebsspannungen für RX und TX sind getrennt. Vermutlich wurde das gemacht , um das Senden zu verhindern bei Geräten, die nicht für den Amateurfunk gedacht waren und nur dem Empfang dienen sollten.
Wenn man nicht den Originalstecker hat, kann man auch ganz gut Flachstecker 6,3 mm nehmen, so wie meine Lösung im Bild.
Bei RX benötigt der TR7 etwa 2 A und bei TX um die 25 A, wenn er voll ausgesteuert wird. Man darf auch beide Pins zusammenschalten und ein Netzteil verwenden. Das Gehäuse ist Masse und Minus bezüglich beider Betriebsspannungen.


TR7 Mikrofonbuchse Belegung

Im Bild sieht man die Belegung der Mikrofonbuchse. Die Rastnase ist unten zwischen NC und Mic in.
Es ist die Draufsicht auf die Frontplatte des TR7 und somit auch die Ansicht des Mikrofonsteckers lötseitig. 
Pin 1:  Mic in, hier wird die Mikrofonkapsel angeschlossen.
Pin 2:  PTT, Push to talk. Wird dieser Pin auf Masse gezogen, sendet der TR7.
Pin 3:  GND, das ist die Masse für die Mikrofonkapsel und PTT.
Pin 4:  NC bedeutet not connected, der Pin ist nicht angeschlossen.



TR7 Buchsen

Hier sieht man die Belegung der Buchsen.
Hat man nicht die Originalstecker, kann man sich ganz gut mit kleinen Flachsteckern behelfen, die es im Zubehörhandel KFZ gibt.
Der Anschluß ACCESSORIES ist ganz interessant. Am Pin 1 liegt +10 VDC transmit. Die kann man ganz gut als Steuerspannung für eine nachfolgende Endstufe benutzen oder zur Umschaltung eines Transverters. Ist der TR7 für den Frequenzbereich 0 bis 1,5 MHz freigeschaltet, nimmt man Pin 7 VLF antenna als Eingang. Der normale Antenneneingang geht nicht, da die Empfangsfilter Signale unterhalb 1,5 MHz wegfiltern.

Man kann den TR7 als Frequenzzähler benutzen. Schatet man den Schiebeschalter NORM EXT CNTR in Stellung EXT, ist diese Funktion aktiviert. Das Signal wird an der Cinchbuchse direkt unter dem Schalter eingespeist. Die Spannung darf nicht höher als 2 Veff sein. Anzeigen kann er bis 99,999.9 MHz. Bis etwa 150 MHz geht er. Man sieht dann natürlich die 1 nicht, sondern nur die Stellen dahinter.
Ich habe mal sehr lange nach dem Einsteller für CW-Abgleich gesucht. Dieser sitzt in der Klinkenbuchse für die Taste. Geht man mit einem blanken Schraubendreher in die Buchse, geht der TR7 gleich auf Senden und man kann sofort abgleichen.




TR7 Innenleben

So sieht das Innenleben eines TR7 aus.
Rechts die beiden Weißblechgehäuse sind der von mir nachgerüstete Transverter für 2 m. Normalerweise sitzt da die Endstufe. Bis auf die Zählerplatine sind alle Steckmodule einzeln geschirmt. Ein Teil der Baugruppen sitzt unter dem großen Schirmblech aus Alu. Ein weiterer Teil sitzt unter der Zählerplatine. Man muß diese entfernen, um an sie heranzukommen. Die Zählerplatine ist gesteckt und mit zwei Schrauben gesichert. Es ist zwar etwas Fummelei, man kann sie aber ohne Demontage von Gehäuseteilen herausnehmen und natürlich wieder einsetzen. Beim Einbau muß man darauf achten, daß wirklich die Pins die Buchsen treffen.

TR7 ohne Abdeckungen

So ist er im Servicemanual abgebildet, ohne Zählerplatine und Abdeckbleche. Die Steckplätze sind alle miteinander verbunden auf einer Grundplatte.


TR7 Endstufe

Hier sieht man die Originalendstufe des TR7. Die ist schon recht wuchtig. Zum Größenvergleich habe ich ein Streichholz daraufgelegt. Sie ist so konstruiert, daß sie sogar stundenlang bei voller Ausgangsleistung in AM betrieben werden kann. Dann ist allerdings der optionale Lüfter erforderlich. Im "normalen" Betrieb in SSB geht es ohne einen Lüfter. Sie wird dann lediglich warm, nicht heiß.



TR7 Filter

Praktisch die ganze linke Seite des TR7 besteht aus Bandfiltern, die sowohl bei RX als auch bei TX aktiv sind. Bei den Induktivitäten handelt es sich meist um Luftspulen hoher Güte und die Kapazitäten sind normalerweise Glimmerkondensatoren. Andere (fernöstliche) Hersteller sparen da, weil das Geld kostet, Filter mit hoher Güte zu bauen. Ich hatte mal ein Gerät von YAESU. Die Bandfilter RX paßten locker in eine Streichholzschachtel! Die Spulen waren so groß wie kleine Widerstände und hatten auch ein recht ähnliches Verhalten...




DRAKE TR7 und Service

Da fast alle Baugruppen geschirmt sind, sind umfangreichere Arbeiten ohne Hilfsmittel schlecht durchführbar. DRAKE bot damals einen Satz Extenderboards an, um die zu messende Platine hochzubocken. Irgendwann brauchte auch ich auch so einen Satz, da ich immer häufiger von OMs im Bekanntenkreis gefragt wurde: "Du hast doch Ahnung vom TR7 und die ganzen Meßgeräte, reparierst Du mir meinen TR7?"

TR7 Extender Selbstbau

Bei DRAKE direkt gibt es die Extender natürlich schon seit längerer Zeit nicht mehr. In der Ebucht werden sie wenige male im Jahr angeboten und erzielen dreistellige Rekordpreise. Deswegen habe ich mir so einen Satz selbst gebaut. Unten und rechts sieht man die Verlängerungen, um die Karten hochzubocken. Je nach Karte nimmt man mehrere dieser Extender. Links oben das Teil mit dem Flachbandkabel ist der Ersatz für die Zählerplatine. Über diese gehen ein paar Signale der unteren Karten. Damit ist der TR7 praktisch voll funktionsfähig, bis natürlich auf die Digitalanzeige. Der Schaltplan, wie diese Zählerdummy zu bauen ist, ist im Servicemanual enthalten. Es sind zwei CMOS-ICs 4050, zwei Keramikkondensatoren und ein paar Widerstände, mehr nicht.




Typische Fehler beim DRAKE TR7

Wirklich typische Standardfehler kenne ich keine, obwohl ich schon einige Geräte repariert habe.
Altersbedingt kommt es zu Wackelkontakten in den Steckverbindungen, Potis und Schaltern, manchmal auch im Umschaltrelais RX/TX. Von irgendwelchen Kontaktsprays zur Fehlerbeseitigung rate ich dringenst ab, weil man damit bei falscher Anwendung ernsthafte Schäden verursachen kann, die meist erst nach Monaten oder noch später auftreten.
Mehrfach habe ich Endstufen repariert. Die sind aber vermutlich gestorben, weil der entsprechende OM Blödsinn gemacht hat. In den letzten Endstufen hat DRAKE den 2SC2879 von Toshiba verbaut. Der geht auch in älteren Endstufen, man muß aber die Treiberleistung reduzieren und einen Neuabgleich nach Servicemanual durchführen. Ein Link zum Datenblatt ist auf der Startseite.
Manchmal sterben Schaltdioden bei den Bandfiltern, z.B. durch statische Aufladungen von der Antenne. Als Ersatz eignen sich einige europäische BA-Typen. Der TR7 neigt dann beim Senden zum Schwingen oder die Empfindlichkeit und Großsignalfestigkeit nimmt merkbar ab.


Die technischen Daten des TR7:
TR7 Daten beim Empfang

Man beachte die für damalige Verhältnisse hohe Empfindlichkeit und den hohen Intercept Punkt von 20 dBm. 20 dBm entspricht einer Antennenspannung von 2,2 Veff und einer Leistung von 100 mW. Die meisten heutigen fernöstlichen Funkgeräte schaffen das nicht. Betrieb auf 40 m mit einer langen Antenne ist für den TR7 kein Problem. Auch wenn ein Radiosender mit S9+80 hereinkommt, kann man problemlos wenige kHz weiter eine schwache QRP-Station aufnehmen.
Der Transceiver hat praktisch keine eingebauten Pfeifstellen, wie sonst bei vielen Geräten üblich. Wo kein Mikroprozessor wütet, können auch durch einen solchen keine Oberwellen entstehen. Beim TR7 gibt es keinen zuschaltbaren Empfangsabschwächer, er benötigt soetwas nicht.








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