PC-Netzteil umgebaut auf 13,8 V für Funkgeräte.

Vorab, dieses Projekt ist nur was für Fortgeschrittene. Im Netzteil liegt lebensgefährliche Netzspannung an. Selbst wenn der Netzstecker gezogen ist, können noch einige Kondensatoren hohe Spannung führen.

In diesem Beispiel habe ich ein altes Netzteil der Firma Linkworld umgebaut, Modell LP6. Laut Herstellerangabe macht es 150 Watt und liefert bei 12 V 5,5 A. Nach dem Umbau habe ich 10 A bei 13,8 V gemessen. So sieht das zerlegte Netzteil im Originalzustand aus:

Netzteil zerlegt

Links oben auf der Platine sieht man die Primärseite, wo die lebensgefährliche Netzspannung anliegt. Sie wird gleichgerichtet und in den beiden dicken Elkos geglättet. An das linke Kühlblech sind zwei Schalttransistoren angeschraubt, die den dicken gelben Trafo ansteuern. Am rechten Kühlblech sind Leistungsdioden montiert, die die +12 V und +5 V gleichrichten. Meist sind es Doppeldioden in einem Transistorgehäuse. Rechts neben dem Kühlblech sieht man einen Ringkern und mehrere Elkos. Damit werden die Sekundärspannungen gesiebt und geglättet. Das Herzstück  des Netzteils ist der Schaltkreis KA7500B. Dieser überwacht die Sekundärspannungen und übernimmt die Ansteuerung der Schalttransistoren. Hier ein Schaltungsauszug, wie die Regelung funktioniert:

Schaltung der Regelung

Die Referenzspannung, hier nicht eingezeichnet, kommt von Pin 14, geht über einen Spannungsteiler und liegt an Pin 2 an. Diese wird mit der Istspannung an Pin 1 verglichen. Je niedriger die Istspannung ist, um so mehr werden die primärseitigen Schalttransistoren angesteuert.
Im Schaltbild sieht man gut, daß sowohl die +5 V als auch die +12 V zur Regelung beitragen. Der Hersteller geht davon aus, daß beide Spannungen annähernd gleich belastet werden, typische Situation im PC. Läßt man die +5 V offen  und belastet nur die +12 V, geht das schief. Die +12 V sackt zusammen und die +5 V steigt. Der Regler überwacht ja die Summe der beiden Ströme aus R222 und R223. Aus diesem Grund muß die Regelung für die +5 V deaktiviert werden.
R222  fällt weg (hochlöten) und der Widerstand R223 wird gegen einen Widerstand mit 18 k getauscht. Der Widerstand R227 wird ebenfalls entfernt. Stattdessen lötet man ein kleines Trimmpoti mit 22k und einen Widerstand 18k in Serie dort ein. Bei 13,8 V steht bei mir das Poti recht genau in Mittelstellung. Es kann gut sein, daß die Widerstände R225 bis R228 etwas andere Werte als von mir angegeben haben, eventuell sogar einzelne Widerstände nicht bestückt sind. Rechnet man den Gesamtwiderstand der vier parallelen Widerstände aus, kommt man auf 4,38 kOhm. Es sind auch andere Parallelschaltungen denkbar.

Patine Detailansicht

In der Detailansicht sieht man besser, wo welche Widerstände sitzen. Der Widerstand, wo der violette Pfeil hinzeigt, ist R222, der freigelötet oder entfernt wird. Die Widerstände R225 bis R228 sind gut zu finden, sie liegen direkt nebeneinander.


Platine nach den Modifikationen

Im letzten Bild sieht man die Platine nach den Modifikationen. Der kleine blaue Pfeil zeigt auf das Poti 22k mit dem Widerstand 18k in Serienschaltung. Ein paar kleine Änderungen habe ich noch gemacht, die aber nicht sein müssen. Der Siebelko für die 13,8 V war mir etwas zu klein. Sicherheitshalber habe ich noch den zusätzlichen blauen Elko eingelötet. Dann, nicht gut sichtbar, habe ich noch eine Schmelzsicherung  träge 10 A eingelötet. Der Lüfter war mir etwas zu drehfreudig. Er hat eine Zenerdiode 3,9 V in Serie dazugeschaltet bekommen, man hört in jetzt praktisch nicht mehr.

Ist die Anleitung auch für andere PC-Netzteile zu gebrauchen?
Im Prinzip ja, da die meisten (älteren) Netzteile nach dem gleichen Strickmuster aufgebaut sind. Die Spannungen +5 V und +12 V fließen in die Regelung mit ein, neuere Netzteile haben noch die Spannung 3,3 V, die natürlich auch geregelt ist. Man muß wie im Beispiel oben die Regelung für die nicht benötigten Spannungen außer Kraft setzen. Ist die Regelschaltung zu kompliziert aufgebaut, kann man sich noch mit einem Trick helfen. Man gaukelt einfach der Regelschaltung vor, die Spannungswerte der nicht benötigten Spannungen seien korrekt. Man muß nur die Leiterbahn finden, die von der jeweiligen Spannung zur Regelschaltung geht. Die wird dann unterbrochen und man schließt stattdessen einen kleinen Festspannungsregler mit dem entsprechenden Wert an.
Unter Last laufen dann die nicht benötigten Spannungen hoch. Sind die Elkos hinreichend spannungsfest, macht das normalerweise nichts. Man sollte die nicht benötigten Spannungen etwas belasten. Ich habe die +5 V mit einem dicken Widerstand 10 Ohm 5 Watt belastet. Meist geht es auch, wenn man einfach die Gleichrichterdioden der nicht benötigten Spannungen freilötet, also Spannung nicht mehr vorhanden.
Datenblätter zu den Schaltnetzteilregel-ICs sind normalerweise recht einfach im Internet zu finden. In dem Fall habe ich einfach
KA7500B.PDF
in eine Suchmaschine eingegeben und hatte sofort mehrere Treffer. Schaltpläne zu den Computernetzteilen wird man seltener finden. Bei meinem Bauprojekt mußte ich auch ohne Schaltplan auskommen.

Ich übernehme keinerlei Haftung, wenn jemand so oder ähnlich ein PC-Netzteil modifiziert. Jeder Nachbauer muß schon selbst wissen, was er da macht, gerade bezüglich Netzspannung und Betriebssicherheit. Bevor ich das umgebaute Netzteil erstmalig an mein Funkgerät anschloß, habe ich eine Scheinwerferlampe 12 Volt vom Auto als Verbrauer angeschlossen. Mit der Lampe als Last habe ich nochmals die Ausgangsspannung überprüft.

P.S.: Fast exakt die gleiche Schaltung kann man auch als Ladegerät für Autobatterien benutzen. Man stelle die Spannung auf 14,2 V ein, Ladeschlußspannung einer Autobatterie. Zur Strombegrenzung kann man noch eine dicke Lampe 12 Volt dazwischenschalten, Kaltleiter. Übliche Autobatterien sind in einer Nacht geladen. Da die Netzteilspannung 14,2 Volt beträgt, kann die Batterie nicht überladen werden. Ist sie voll, fließt kein Strom mehr.









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