Linearverstärker 10 dB für Kurzwelle, Linamp.



Kurzdaten:
Betriebsspannung 12 Volt 
Frequenzbereich 500 kHz bis 50 MHz
Eingang und Ausgang 50 Ohm
Ausgangsleistung bis 50 mW
Stromverbrauch 75 mA ( 0,9 Watt)



Ziel war es, einen möglichst linearen Verstärker für einfachere Meßzwecke zu bauen, der ohne Übertrager oder komplizierte Anpassungen auskommt. Man kann ihn natürlich auch für QRP-Projekte oder ähnliche Selbstbauschaltungen nutzen. Es werden nur Standardbauteile verwendet, die wirklich einfach zu beschaffen sind. Selbst der Transistor Q1, in dem Fall ein BC639, ist ein weit verbreiteter schneller Audiotransistor für Treiberstufen.



Schaltplan linamp

Die Schaltung des Verstärkers ist recht simpel. Ein einstufiger Verstärker in Emitterschaltung, praktisch wie im Lehrbuch. Als Transistor habe ich in der Simulation mit Micro-Cap einen 2N2222A genommen, der Lieblingstransistor der Amerikaner. Sehr ähnliche europäische Transistoren sind der BC635/637/639 und der BC337. In der Version SMD heißt er BC817. Schaut man in den Datenblättern der Hersteller, ist die Transitfrequenz mit 100 bis 200 MHz angegeben. Das ist die Frequenz, wo die Verstärkung auf 1 zurückgeht. Ein Verstärker 10 dB hat eine 3,16-fache Spannungsverstärkung, was eine Verzehnfachung der Leistung bedeutet.
Im Schaltbild, der Simulation mit Micro-Cap, findet man die beiden Widerstände R4 und R7 mit jeweils 50 Ohm. Die gehören natürlich nicht in die aufzubauende Schaltung! R7 ist der Innenwiderstand der Signalquelle und R4 der Widerstand der Last, z.B. Antenne oder Meßgerät, hier die Dummy Load zum Messen. In der Schaltung sind die Gleichspannungswerte eingezeichnet, die als Orientierung für die nachgebaute Schaltung dienen, erste Überprüfung nur mit angelegter Betriebsspannung.



So sieht die Schaltung aus auf einer Lochrasterplatine:
Aufbau mit BC639

In dem Beispiel ist ein BC639 von Philips verbaut.
Hier die gemessenen Verstärkungen:
100 kHz:  8,6 dB
500 kHz:  9,7 dB
1  MHz:   9,5 dB
3  MHz:   9,5 dB
7  MHz:   9,8 dB
14 MHz:  9,9 dB
30 MHz: 10,1 dB



Schaltungsaufbau

Bei Hochfrequenz ist darauf zu achten, daß die Leiterbahnen möglichst kurz sind wegen der sich daraus ergebenden Induktivitäten. Der Transistor muß leiterbahnseitig etwas kühlende Massefläche haben, da in ihm etwa 400 mW Verlustleistung entstehen. Ist die Schaltung fertig aufgebaut und es liegt genau 12 V Betriebsspannung an, muß die am Kollektor gemessene DC-Spannung 6 V +- 500 mV betragen. Etwas Streuung gibt es, transistorabhängig. Übrigens, der Transistor sollte von einem Markenhersteller stammen, der sich nicht schämt, ein Datenblatt zu veröffentlichen. Bei Transistoren noname könnte es sein, daß gerade die Transitfrequenz zu niedrig ist. Dann sinkt die Verstärkung im oberen Kurzwellenbereich deutlich merkbar. Der Kondensator C3 beeinflußt die Verstärkung im oberen Kurzwellenbereich. In der Simulation und beim Aufbau der Version mit dem BC 639 war 220 pF ein sehr sinnvoller Wert. Je nach vorgeschlagenem Transistor sind Werte zwischen 100 pF und 1 nF denkbar, um in der real aufgebauten Schaltung einen möglichst glatten Frequenzgang hinzubekommen.


Diese Beispielschaltung ist komplett in SMD mit BC817 Infineon aufgebaut:
Aufbau mit BC 817 in SMD

Viel erkennt man nicht mehr bis auf SMA-Buchse und Anschluß der Betriebsspannung.
Hier die tatsächlich gemessenen Verstärkungen:
100 kHz:  8,9 dB
500 kHz:  9,7 dB
1  MHz:   9,8 dB
3  MHz:   9,5 dB
7  MHz:   9,4 dB
14 MHz: 10,1 dB
30 MHz: 10,5 dB

Es ist die gleiche Schaltung wie oben im Schaltplan, nur diesmal mit einem BC817-40 von Infineon (Siemens). Der Kondensator C3 ist etwas größer geworden. 460 pF ist in diesem Fall ein recht brauchbarer Wert, experimentell ermittelt.
Bei der Version SMD muß man etwas aufpassen bezüglich der Verlustleistung des Transistors. Bei 12 Volt Betriebsspannung ist diese überschritten, 350 mW sind laut Datenblatt erlaubt. Im Versuchsaufbau gab es keine Probleme beim Überschreiten der maximal zulässigen Verlustleistung. Besser ist es aber, wenn die Betriebspannung auf 10 Volt verringert wird. 3 Siliziumdioden in Reihe bringen je nach Typ einen Spannungsabfall von 2 Volt.


Maximale Ausgangsleistung

Der Verstärker "knirscht" ab etwa 50 mW an 50 Ohm. Er verhält sich dann nicht mehr linear und erzeugt langsam Oberwellen.
So sieht das Schirmbild bei 7 MHz und 50 mW aus:

Schirmbild 50 mW

Wenn man genau hinschaut, sieht man man erste Verzerrungen.


So sieht es aus bei 30 mW:
Schirmbild 30 mW

Hier sind keinerlei Verzwerrungen zu erkennen, sauberes Signal.



Bei 80 mW wird es richtig deutlich:
:Schirmbild 80 mW

Hier sind die Verzerrungen gut zu erkennen. Würde man mit solch einem Signal ungefiltert senden, werden schon merkbar Oberwellen abgestrahlt. Eine Erhöhung von 50 auf 80 mW entspricht 2 dB. Ebenso entspricht eine Verminderung der Leistung auf 30 mW annähernd 2 dB. Das Problem mit den Verzerrungen und daraus resultierenden Oberwellen tritt bei jedem Verstärker auf. Der hier vorgestellte Verstärker hat bezüglich dieser Problematik ein eher gutmütiges Verhalten.

Wer keine meßtechnischen Möglichkeiten hat, den besten Wert für C3 zu ermitteln, sollte 330 pF nehmen und Halbleiter guter Hersteller verwenden.
Nun viel Spaß beim Nachbau, der nicht schwierig sein dürfte, wenn man etwas Kenntnisse und Erfahrungen hat.
bc639phi.pdf
bc817-40sie.pdf









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